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Facebook – Das Zuckerberg’sche “Buch der Gesichter”

Wie aus Facemash das größte soziale Netzwerk der Welt wurde

Viele haben den Film The Social Network über den bewegten Werdegang von Facebook gesehen. Und es gibt kaum jemanden, der nicht ein Profil auf der Social Media-Plattform hätte. Dennoch wurde das einstige Uni-Jahrbuch seit seiner Begründung einem ziemlichen Gesichts-Lifting unterzogen. Daher wollen wir in diesem Beitrag Facebook aus dieser speziellen Perspektive etwas näher beleuchten.

Facebooks holpriger Start

Während die Plattform heute strenge Richtlinien befolgt, war die Vorgängerversion facemash.com von 2003 noch ein recht saloppes Unternehmen. Die vom Psychologie- und Informatik-Studenten Mark Zuckerberg entwickelte Website war nämlich ursprünglich ein Bewertungssystem für das Aussehen von Harvard-Studentinnen. Dabei stellte Zuckerberg unerlaubt Fotos der Frauen ins Internet und forderte die Besucher der Seite auf die attraktivsten zu wählen. Verständlicherweise haben dies Proteste seitens der Betroffenen bereits nach wenigen Tagen unterbunden.

Seinem heutigen Aussehen kommt Facebook mit seiner Frühjahrsversion von 2004 schon wesentlich näher. Nachdem der webbasierten Ausgabe der offiziellen Jahrbücher keine Datenschutzbedenken mehr im Weg gestanden hatten, setzte sich das Konzept auch an anderen Ivy-League-Universitäten durch. Danach folgte die weltweite Etablierung.

Rasantes Wachstum bringt Umstrukturierungen mit sich

An dieser Stelle muss ergänzt werden, dass es nicht nur Mark Zuckerberg ist, dem wir Facebook zu verdanken haben. Mitverantwortlich sind ebenso seine Kommilitonen Eduardo Saverin, Dustin Moskovitz und Chris Hughes. Mit von der Partie war auch Napster-Gründer Sean Parker, der wegen Kokainbesitzes verhaftet wurde und daraufhin seinen Platz räumen musste.

Facebook “schluckt” Fotodienst Instagram

Noch kurz vor dem geplanten Börsengang wagt die Plattform im April 2012 die bislang größte Akquisition ihrer Geschichte. Für das kaum 2 Jahre alte Unternehmen zahlt man eine stattliche Summe von 1 Mrd. US-Dollar. Interessanter Fact: Zum Zeitpunkt der Übernahme erzielt Instagram kaum Umsätze, bringt aber 30 Millionen zusätzliche User mit! Doch für Zuckerberg scheint Letzteres der ausschlaggebende Kaufgrund zu sein.

Der holprige Gang an die Börse

Nachdem Facebook im September 2011 auf rund 800 Millionen Nutzer weltweit angewachsen war, konnte man im Mai 2012 getrost den nächsten Schritt wagen: den Gang an die Börse. Doch der artete eher in einem Pfui als einem Hui aus. Bereits nach 4 Monaten hatte die Aktie über 50 Prozent an Wert verloren.

Retter in der Not: Kauf von WhatsApp

Die Börsentalfahrt von Facebook konnte letztendlich WhatsApp stoppen. So stellt Februar 2014 mitsamt des Kaufs des Messenger-Dienstes eine Wende für das soziale Netzwerk dar. Für die stolze Kaufsumme von 19 Milliarden US-Dollar war diese mehr als erhofft. Und siehe da: Die Plattform gewinnt enorm an Wert!

Facebook - Aktien Kursentwicklung 2012 bis 2021

Quelle: ariva.de

Mit Oculus “sieht” Facebook in eine rosige Zukunft

Im März 2014 folgt der Kauf des US-Startups Oculus. Dieses hat nämlich eine revolutionäre Virtual Reality-Brille für Computerspiele entwickelt. Ganze 2 Mrd. US-Dollar lässt sich Facebook den Spaß kosten. Während sich WhatsApp eher auf die Gegenwart und nahe Zukunft richtet, visiert dieser Erwerb die langfristige Zukunft an. Damit ist die Route klar, die der Konzern ansteuert: die Computerbranche.

Hard Facts (Stand: Oktober 2020)

  • 2,6 Mrd. aktive User pro Tag
  • davon 305 Mio. Nutzer in Europa
  • 200 Mio. Unternehmen nehmen täglich Services von FB in Anspruch
  • 10 Mio. Unternehmen schalten Werbung
  • über 21,5 Mrd. US-Dollar Umsatz im 3. Quartal 2020 (siehe Infografik darunter)

Facebook - Umsätze im 3. Quartal 2020

Quelle: de.statista.com

Die wichtigsten Funktionen auf einen Blick

Profil & Chronik

Damit kann der User sein Leben chronologisch darstellen bzw. es wie ein Tagebuch führen. Anfänglich konnte die Chronik optional freigeschaltet werden. Seit Herbst 2012 ist sie verpflichtend. In ihr erscheinen sämtliche Mitteilungen des Nutzers. Letzterer hat die Möglichkeit mittels Feineinstellungen auszuwählen, wer diese sehen darf.

Facebook-Seiten & Gruppen

Neben Privatpersonen, bietet die Plattform ebenfalls Seiten für Künstler, Personen des öffentlichen Lebens, Unternehmen und Marken an. Anders als bei Privatprofilen und Gruppenbeiträgen sind diese auch für nicht bei Facebook angemeldete User sichtbar.

Diese funktionieren wie Internetforen. Seit August 2019 kann man zusätzlich einstellen, ob die Gruppe für andere sichtbar ist oder nicht. Außerdem lassen sich Administratoren- bzw. Moderatoren-Rechte nach Bedarf einstellen. Ferner können Teilnehmer gesperrt werden.

Suche

Diese gibt es in ihrer ausgereiften Form seit Jänner 2013. Bisher konnte die semantische Software nur Schlagwörter deuten. Heute geht das auch mit Bedingungen wie “Finde alle Freunde, die gestern in Graz waren”. Zudem unterstützt Graph Search auch Personen, Orte, Fotos und Interessen. Künftig sollen Inhalte sowie Sprachen folgen.

Seit Juni 2013 gibt es auf Facebook zusätzlich die Möglichkeit Hashtags wie auch sog. Trending Hashtags zu verwenden.

Facebook Pay, Messenger & Watch

Der Service kann in sämtlichen Apps des Konzerns, wie etwa WhatsApp, Instagram oder im Messenger genutzt werden. Die Funktion erlaubt es, an andere Nutzer Geld zu senden oder in App-eigenen Webshops einzukaufen. Daneben kann man damit auch Spenden abwickeln. Für Sicherheit der Daten bei Transaktionen ist durch einen PIN-Schutz gesorgt.

Hierbei handelt es sich um eine Anwendung für Text- und Audio-Kommunikation. Seit April 2015 beinhaltet sie ebenso eine Videoanruf-Funktion. Im Juli 2016 zählte der Messenger bereits 1 Mrd. Nutzer.

Seit August 2017 bietet die Plattform auch einen eigenen Video-on-Demand-Service für Serien, Dokus, Shows und Uservideos an. Verfügbar ist der Dienst auf Computern, Mobilgeräten sowie TV-Apps von Facebook. Dabei haben Nutzer die Möglichkeit die Videos zusammen anzusehen und sich dazu auszutauschen.

Facebook in den Medien: Highlights

Immer wieder sorgt das soziale Netzwerk für Aufruhr in den Medien. Wir wollen hier ein paar von denjenigen Beispielen nennen, die besonders große Wellen schlugen.

Einschneidend waren auf jeden Fall die News, dass durch den Like-Button Userdaten auf der Website gesammelt und an Facebook weitergegeben werden. Wie man sich vorstellen kann, folgte ein riesiger DSGVO-Aufschrei und der EuGH griff ein. Das resultierende Urteil lautete: Der Website-Betreiber ist durch Einsatz des FB-Like Buttons auf seiner Seite für die Erhebung und Weitergabe an den Konzern verantwortlich. Nicht aber dafür, was die Plattform mit diesen Daten macht.

Im Zuge dieser Angelegenheit musste Facebook eine Strafe in Höhe von 5 Mrd. US-Dollar zahlen.

Abschaffung der Likes scheitert

Diese Schlagzeilen beunruhigten vor allem die Social Media-Influencer. Aber auch in Bezug auf andere User argumentierte man mit der “Social Media Disorder”: der Sucht nach Anerkennung anderer in Form von Likes. So plante man damit jene Postings zu unterbinden, die speziell auf die Erwartungen des Zielpublikums ausgerichtet waren. Dies wiederum führte zur starken Zunahme extremer wie auch gewalttätiger Beiträge. Nach den Tests in Australien scheint diese Idee allerdings wieder in Vergessenheit geraten zu sein.

Vielleicht etwas zu hart betitelt: Worum es hier ging, waren die vom Konzern eingeführten Content-Filter sowie die Begründung von Löschzentren. Sinn und Zweck der Institutionen ist die zeitnahe Prüfung sowie Entfernung strafbarer und beleidigender Einträge. Einhergehend damit, ebenso die entsprechende Profil- und Datenlöschung.

Das Dilemma um Fake-News & US-Wahlen

Abermals ein riesiges Tamtam verursachten die Falschnachrichten, die u.a. auf Facebook im Kontext der US-Wahlen kursierten. Um diesen künftig vorzubeugen, führte die Plattform schlichtweg ein Werbeverbot mit politischem und sozialen Bezug ein. Ebenso wurden Einträge, die Kandidaten vorzeitig zum Sieger erklären oder Auszählungsergebnisse anzweifelten, entfernt. Dass ein solch radikaler Schritt als maßgeblicher Verstoß gegen die freie Meinungsäußerung angesehen wird, kann man nur gut nachvollziehen.

Was ist bloß mit der Interaktionsrate los?

Der Einbruch der Interaktionsrate (Engagement Rate) um drastische 50 Prozent zwischen Anfang 2017 und Mitte 2018 ging auch an dem Konzern nicht spurlos vorbei. Auf Posts bezogen, betrug dieser sogar 65 Prozent! Die neuesten Werte, die wir in Hinsicht auf die Engagement Rate finden konnten, sind 4 Prozent pro Post (Digital 2020, Report vom Ende Jänner 2020).

Ebenso fällt auf, dass Facebook kleineren Accounts mit weniger als 10.000 Followern gegenüber noch freundlich gesinnt ist. Hier ist eine Interaktionsrate von 8,2 Prozent noch möglich. Nicht aber bei Seiten, die mehr als 100.000 Fans haben (max. 2,2 Prozent). Bei diesen möchte der Konzern schließlich “mitnaschen” und bevorzugt lieber bezahlte Werbung.

Quellen: allfacebook.de, de.wikipedia.org, faz.net, abendblatt.de, t3n.de